31.10.2025

MYSTIC CIRCLE - Hexenbrand 1486

Tracklist:

  1. Luciferian
  2. The Scarlet Queen Of Harlots
  3. Boogeyman
  4. In The Sign Of The Goat
  5. Ghost Of Whitechapel
  6. Institoris (Heinrich Kramer)
  7. The Bible Of Witch Chase
  8. Blutschande Unzucht Sodomie
  9. Dance On The Wings Of Black Magic
  10. Zeugnis Der Verachtung (Outro)

VÖ: 31.10.2025
Label: ROAR
Genre: Black Metal
Herkunft: Deutschland

Lineup:
Beelzebub - Vocals, Guitars, Bass, Keyboards
Blackwar - Drums, Guitars, Keyboards


Ich habe mich sehr gefreut, als die Promo zur neuen MYSTIC CIRCLE Scheibe ins Postfach geflattert kam. Tatsächlich verbinde ich mit dieser Band sehr viele schöne Erinnerungen, unter anderem einen Konzertbesuch in meiner frühen Jugend (damals zur Drachenblut-Tour), der mir bis heute noch in Erinnerung geblieben ist (unter anderem die Handshakes mit dem Herrn Ezpharess nach fast jedem Song). Und auch heute noch läuft "Drachenblut" immer mal wieder durch den CD-Player. Jetzt bin ich ziemlich neugierig, was Blackwar und Beelzebub (wo ist eigentlich sein Adelstitel hin? Früher war das doch noch Graf von Beelzebub...) hier aus der unheiligen Taufe gehoben haben.

Stimmlich unterstützt wird das Duo durch Sarah Jezebel Deva (ex-CRADLE OF FILTH, THE KOVENANT) und Karo Hafke (UMBRA ET IMAGO, GIANTS CAUSAWAY). Das textliche Konzept behandelt hauptsächlich den "Malleus Maleficarum", den "Hexenhammer". Dieser war ein Leitfaden zur Enttarnung von Hexen, wie sie zu verhören waren und wie mit ihnen rechtlich zu verfahren war. Verfasst wurde dieses 'Werk' von Heinrich Kramer, der laut Frontmann Beelzebub "alles verkörpert, was wir an der heiligen Institution der Kirche hassen".

"Luciferian" ist ein epischer Opener der hochmelodisch und zugleich bitter böse und brachial durch die Boxen rauscht. So kanns gerne weiter gehen. Tut es auch. Die Hure Babylons, "The Scarlet Queen Of Harlots" gibt sich die Ehre und schmettert erst mal brutal und rasant durch die Gehörgänge. Wer hier allerdings reines Geknüppel erwartet, wird schnell überrascht, da der Song immer mehr Melodie aufbaut. Der Refrain bedient sich gar engelsgleicher (oder sollte ich ehef von Sukkubi sprechen) Chöre. Und an nicht einer Stelle wirkt der Bombast, der so entsteht, überzogen oder gar pathetisch. MYSTIC CIRCLE haben hier genau die richtige Mischung gefunden. Respekt.

Aber nach "The Scarlet Queen Of Harlots" kommt dann doch gaaaanz kurz ein kleiner, aber sympathischer, Schmunzelmoment. "Boogeyman" beginnt mit 80er Jahre Synthi-Sound, der mich ein wenig an Stranger Things erinnert, und kurzem, betont bösem Sprechtext. Um so brutaler geht es nach diesem Intro dann aber weiter. "Boogeyman" ist definitiv ein Ohrwurm und geht live garantiert ab. "In The Sign Of The Goat" nimmt etwas das Tempo raus, was aber die bedrohliche Grundstimmung des Songs nur verstärkt. Dazu kommt noch Sarah Jezebels dämonisch schöne Stimme, die den Refrain übernimmt. Für mich ein Highlight des Albums.

"Ghost Of Whitechapel" ist die geborene Single. Der Song sticht aus den bisherigen hervor, da er im vergleich schon fast soft ist. Was aber kein Negativurteil meinerseits ist. "Ghost Of Whitechapel" ist eingängig und man geht automatisch mit. Ganz starker Song. Und nun widmen wir uns im zweiten Teil des Albums dem Autor des "Malleus Maleficarum", dem "Institoris (Heinrich Kramer)". Der Song ist eigentlich nur eine Überleitung in den zweiten Teil des Albums, orchestriert und mit einem gesprochenen Bericht über die Gräultaten des Institoris versehen. Es geht weiter mit "The Bible Of Witch Chase". Ein Midtempo Song, dessen kompositorischer Hintergrund mich sehr interessieren würde. Der Titel lässt ja wenig Interpretationsspielraum das Thema des Songs betreffend zu. Warum dann eine schon fast schunkelbare, ja fast fröhliche Melodie im Refrain? Naja, der Künstler wird sich etwas dabei gedacht haben.

"Blutschande Unzucht Sodomie" nach einem kurzen, melodischen Intro geht's brachial los mit Blastbeats und Tremolopicking. Der Song hat mich sofort gepackt. Dazwischen ein kurzer und brutaler Zwischenpart, der schon eher in die Death Metal Richtung geht. Sehr abwechslungsreich und spannend. Und dann folgt ein weiteres Highlight des Albums. "Dance On The Wings Of Black Magic" birgt eine vielfalt an Melodie, die nie cheesy wirkt. Im Gegenteil, jeder Melodiepart ist ein tragender Teil des Songs und würde man etwas verändern, würde der Song nicht mehr funktionieren, seine ganze Atmosphäre verlieren. Sehr genial. Nun bleibt nur noch, mit dem "Zeugnis Der Verachtung" das Album abzuschließen. Ein Piano, eine weibliche Stimme und eine gesprochene Passage leiten uns aus dem Album.

Musikalisch ist "Hexenbrand 1486" keine easy-listening Erfahrung. Das Album verdient Aufmerksamkeit, da MYSTIC CIRCLE hier durchaus komplexe Soundlandschaften geschaffen haben. Ich möchte hier schon fast von einer cineastischen Erfahrung sprechen. Und auch textlich gibt es einiges zu entdecken. Also, liebe Fans des gepflegten Melodic Black Metal, setzt euch gemütlich hin, spielt das Album ab, hört genau hin und lest die Texte dazu. Es lohnt sich.

BB

9 / 10